Wenn es sie nicht gegeben hätte, müssten wir sie erfinden

 

Dieser banale Satz kam mir in den Sinn, als ich eine neue Theorie über den Tod der berühmten englischen Autorin Jane Austen las.

Die Information an sich war für mich nicht von großem Interesse. Ich dachte nur, dass ich bis jetzt nichts über diese großartige Schriftstellerin geschrieben habe, die wir erfinden müssten, wenn sie nicht existiert hätte. So nützlich, so absolut notwendig ist Jane Austen für alle Frauen und warum nicht auch für alle Männer der Welt.

Seit Beginn des 19. Jahrhunderts, als ihre Bücher veröffentlicht wurden, wurden ihre gefühlvollen, Gesellschaftsromane immer wieder von Millionen von Lesern auf der ganzen Welt gelesen und geliebt.

In ihrem Buch «Stolz und Vorurteil», von welchem es Tausende von Ausgaben und Übersetzungen gibt, sowie in vielen Kino- und Fernsehadaptionen, lernen wir die tapfere Elizabeth, auch Lizzy genannt, kennen, die vermutlich das Alter Ego der Autorin selbst ist.

Mr. Darcy, der am Anfang eingebildet und überheblich erscheint, wird in den Augen jeder Leserin bald zum idealen Mann. Nicht so sehr wegen seines großen Vermögens, sondern dank seines ehrlichen, geradlinigen Charakters und seiner Zuneigung zu der Frau, in die er sich verliebt.

Mr. Darcy kann die äußeren Eigenschaften übernehmen, die jede Frau ihm je nach Geschmack zuschreiben möchte. Natürlich entspricht sein Gesicht seit der sehr erfolgreichen BBC-Serie von 1995 dem des Schauspielers Colin Firth.

Abgesehen von seinem Aussehen behält Mr. Darcy jedoch die männlichen Tugenden bei, die die Mehrheit der Frauen oft vergeblich bei einem „echten Mann“ sucht: Ernsthaftigkeit, Nervenstärke, Selbstbeherrschung, wenige Worte. Und Loyalität, Zuneigung, Ritterlichkeit gegenüber Frauen.

Es scheint, dass Jane Austen selbst darauf gewartet hat, dass ein solcher Mann in ihrem Leben auftaucht. Deshalb lehnte sie einen Heiratsantrag von jemandem ab, der ihr die finanzielle Sicherheit bieten konnte, die sie brauchte. Doch sie fühlte sich nicht zu ihm hingezogen. Dies ist der Grund, warum sie ihre Nichte in einem Brief aufforderte, keine Verbindung ohne Liebe einzugehen. «Alles ist vorzuziehen oder zu ertragen, anstatt ohne Zuneigung zu heiraten», schrieb sie.

Jane Austen heiratete nie und ihre Schwester Cassandra, die auch ihre beste Freundin war, auch nicht. Sie hinterließ der Nachwelt ihre Bücher voller angenehmer Handlungen, scharfsinniger Beobachtungen der menschlichen Natur und eines Sinns für Humor, der uns drei Jahrhunderte später immer noch anspricht. Die Brontë-Schwestern beschrieben die düstere Landschaft ihrer Moore, während Jane Austen durch ihre Werk eine angenehmere Umgebung und ein Leben zeigt, das geselliger und glücklicher zu sein scheint. Die wunderschöne Stadt Bath, die Abendgesellschaften mit Tanz, Musik und Scharaden, die leichte Unterhaltung, all dies sind Zutaten, die so manche Leserin oder manchen Leser immer wieder begeistern. Und sie inspirieren Autor*innen zu neuen Büchern wie "Pride and Prejudice and the Zombies" oder "The Jane Austen Book Club" usw.

Ja, auch drei Jahrhunderte später ist Jane Austen noch jung…

17.11.2011

#Jane_Austen